Die Geschichte von Alicante
Schon in der Bronzezeit gab es in Alicante am Monte Benacantil und im Umland an der Mündung des Rio Segura Ansiedlungen und die ältesten Funde aus der Umgebung von Alicante werden auf eine Zeit von vor etwa 100.000 Jahren geschätzt. Um 1000 v. Chr. haben griechische und phönizische Händler auf ihren Handelswegen im Mittelmeer begonnen im Raum Alicante Niederlassungen zu errichten. Ihre Kultur beeinflußte stark die einheimischen Iberer und ihre Spuren findet man noch heute beispielsweise in Elche und bei El Campello. Im Zeitraum des 4. und 3. Jhd. v. Chr. wurde der Raum Alicante von den Karthagern beherrscht, auf die dann mit der Gründung der Siedlung Akra Leuka (griechisch für weißer Berg) 324 v. Chr. der eigentliche Anfang der Geschichte der Stadt Alicante zurückzuführen ist. Hier soll der Legende nach der karthagische Feldherr Hanibal auch seine Elefanten gelandet haben, mit denen er später die Alpen überquerte um Rom anzugreifen. Im Jahre 201 v. Chr. wurde die Stadt, die im Bereich des heutigen Albuferetas, an einem Binnensee lag, der als natürlicher Hafen diente, in Folge der punischen Kriege zwischen Karthago und Rom von den Römern eingenommen und in Leucate oder auf lateinisch Lucentum umgenannt. Im 6. Jhd. n. Chr. drangen die zeitweise mit den Römern verbündeten Westgoten über Frankreich nach Spanien vor und besiedelten bis auf einige Gebiete im Norden die gesamte iberische Halbinsel. Aber sie, durch eigene Fehden und durch Kriege mit dem zerfallenden weströmischen Reich geschwächt, hatten den von Süden ab etwa 711 n. Chr. vordringenden Arabern nicht mehr viel entgegenzusetzen und zogen sich in den Bereich des heutigen Asturiens zurück, wo der gotische Adlige Pelayo das gleichnamige Königreich gründete. Die Araber brachten Spanien ihre Kultur und ihre Architektur und gaben der Stadt Alicante den Namen Al Lacant. Ihnen ist auch der Bau der Burg auf dem Benacantil zu verdanken. Am 4. Dezember 1248, dem Namenstag der heiligen Barbara, wurde im Zuge der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens die Stadt Alicante wieder von den christlichen Truppen unter dem Infanten Alfonso, dem späteren König Alfonso X., eingenommen und dem Königreich Kastilien einverleibt, welches großen Wert auf den Hafen und die strategische Lage der Stadt legte. Zwischen 1264 und 1266 litt die Stadt unter Aufständen der verbliebenen Mauren, die nur mit der Hilfe von Jaime I. von Aragon niedergeschlagen werden konnten. Im Jahr 1296 wurde Alicante duch Jaime II. von Aragon erobert, dem 1239 gegründeten Königreich Valencia angegliedert und mit Katalanen und Menschen aus Aragon besiedelt. Im 14. Jhd. folgt eine unruhige Zeit für die Stadt, es wütet die Pest und der Krieg zwischen Kastilien und Aragon. Die Hälfte der Bevölkerung stirbt oder wandert in andere Gebiete aus. Nach dieser Zeit kommt im 15. Jhd. ein wirtschaftlicher Aufschwung, der in der Verleihung der Stadtrechte 1490 durch Ferdinand II. (el Católico) gipfelt. In den folgenden Jahrhunderten wird Alicante wegen seiner strategischen Lage immer wieder zum Kriegsschauplatz, 1692 beschossen von einer französischen Flotte und fast ganz zerstört, im spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) abwechseld von Habsburgern und Bourbonen besetzt und im spanischen Unabhängigkeitskrieg von den Franzosen am 16. Januar 1812 bombardiert, wobei allerdings weitere Angriffe nicht stattfanden, da die französischen Truppen glücklicherweise am selben Tag noch nach Frankreich zurückbeordert wurden, um den französischen Einmarsch in Russland zu unterstützen. Ein Jahr später, 1813, wurde wegen der französischen Bedrohung die zweite Festung von Alicante, das Castillo de San Fernando gebaut, welches allerdings keine Kriegshandlungen erleben sollte. Im Jahr 1822 wurde dann die Provinz Alicante gegründet und mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Alicante-Madrid legte man 1858 der Grundstein für einen weiteren Aufschwung der Stadt, die nach dem Abriß der letzten Stadtmauern im Jahr 1878 weiter wachsen konnte. Verschiedene Aufstände Mitte des 19. Jhd. hatten zur Folge, daß es 1870 die ersten freien Wahlen in der Stadt Alicante gab, die von den Republikanern für sich entschieden wurden. Anfang des 20. Jhd. bekam auch Alicante die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu spüren und auch im darauf folgenden spanischen Bürgerkrieg wurde die Stadt erneut stark in Mitleidenschaft gezogen. Bei über 70 Bombenangriffen fanden fast 500 Menschen den Tod und über 700 Gebäude wurden zerstört. Am 25.05.1938 wurden von einer italienischen Fliegerstaffel beim schlimmsten Angriff 90 Bomben abgeworfen, die alleine über 300 Menschen töteten. Trotzdem hielt Alicante als letzte Stadt, die den Franco-Truppen übergeben wurde, bis zum Einmarsch des italienischen Generals Gambara im März 1939 stand und der Hafen von Alicante spielte eine grosse Rolle bei der Flucht ins Exil für viele Republikaner.
In den 60er Jahren begann der Tourismusboom die Stadt zu erreichen, es entwickelte sich eine neue Form der Beschäftigung in diesem Sektor, die Stadt wuchs und es wurden neue Stadtviertel angelegt. Weitere wichtige Punkte der Stadtentwicklung sind der in den 80er Jahren begonne Bau der Gran Via als Hauptverkehrsader der Stadt von Norden nach Süden und die Erweiterung der städtischen Kanalisation nach zwei verheerenden Regenfällen Anfang der 80er und Ende der 90er Jahre, in deren Konsequenz von den höher gelegenen Orten wie zum Beispiel San Vicente del Raspeig und Muchamiel große Abwasserkanäle gebaut oder vorhandene Flußbetten erweitert und kanalisiert wurden, die am Strand von Albufereta ins Meer münden und auch am Playa San Juan wurden neue Abwassersysteme eingerichtet, die am dortigen Strand (gut sichtbar) ins Meer führen.
Das neue Jahrtausend bringt der Stadt Alicante mit der TRAM eine neue Ära der Straßen- und U-Bahnen, an deren Anschluß von San Vicente del Raspeig und der dortigen Universität von Alicante zur Zeit gerade gebaut wird und die das gesamte Stadtgebiet überziehen soll. (Interessant für unsere Karlsruher Freunde ist vielleicht, daß eine Delegation der Alicantiner Verkehrsbetriebe auch Karlsruhe besuchte, um das dortige Stadtbahnsystem als Muster zu studieren.) Ebenfalls bald befahrbar ist die neue Stadtumgehung. Die Autopista del Mediterráneo AP-7, die bisher durch Alicante hindurchführte, ist nun von El Campello aus in Richtung San Vicente del Raspeig umgelegt, von wo aus der bisher durch die Stadt gehende Transitverkehr hinter Alicante wieder auf die alte Autobahn in Richtung Murcia und Cartagena kommt. Auch noch bemerkenswert ist der Bau der Ciudad de la Luz, welche das größte Filmstudio in Europa sein soll.
Quellen: spanisches, deutsches und englisches Wikipedia, Rathaus Alicante, MARQ Alicante und anderes.