Behördengang

18.Oktober 2007

Gestern wollten meine Mutter und ich so auf die “Schnelle” das Pflegegeld für meinen Opa beantragen. Aber wenn man sich schon über die deutsche Bürokratie aufregen kann, dann benötigt man in Spanien doppelt soviel Geduld. In dieser Beziehung habe ich manchmal das Gefühl, dass meine Mutter doch keine richtige Spanierin ist, da sie das Wort Geduld höchstens vom Hörensagen her kennt. Wenn irgendwo eine Warteschlange ist und davon gibt es hier fast soviele wie in der ehemaligen DDR, dann bekommt sie schon eine Krise. Und wenn dann die “armen” Schalterbeamten in ihrem Rhytmus arbeiten und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, dann ist meine Mutter schon einem Nervenzusammenbruch nahe. Das jetzt nur nebenbei.

Also gestern wollten wir das spanische Pflegegeld für meinen Opa beantragen und da ich erst nachmittags arbeiten mußte, machten wir uns schon um 8.20 Uhr früh auf den Weg nach Alicante zur “Seguridad Social”, da man ja nie wissen kann, wie lange man in einer Schlange steht. Wunder über Wunder im Berufsverkehr kamen wir zügig voran und selbst im Parkhaus, das normalerweise immer voll ist, fanden wir gleich in der ersten Etage einen Parkplatz. Aber dann standen wir vor dem Gebäude, in dem die “Seguridad Social” untergebracht ist, schon um 8.45 Uhr in einer Schlange. Da das Sicherheitsgitter erst um 9.00 Uhr geöffnet wird, hieß es nun warten. Und das am frühen Morgen und auf nüchternen Magen, klar daß das Stimmungsbarometer meiner Mutter schon massiv sank.

Das Lustige an so einer Warteschlange in Spanien ist, immer hört man: “Wer ist der Letzte?” “Also ich komme vor dieser Frau.” oder “Dieser Herr kommt vor Ihnen, dann komme ich, danach dieses Paar und dann Sie!” Es ist zum Lachen und da ich nunmal nicht der Typ bin, der in einer Warteschlange sofort mit jedem spricht, ist es witzig zuzuhören, wie sich einzelne Personen dann darüber auslassen, daß es eigentlich eine Unverschämtheit ist, daß das Amt erst um 9.00 Uhr aufmacht, obwohl man in den Fenstern schon seit 8.00 Uhr Licht sieht. Ich meine, wenn jemand nichts besseres zu tun hat um sich schon um 8.00 Uhr auf die Strasse zu stellen und aufzupassen ob das Licht in einigen Fenstern angeht oder nicht, dann kann er auch noch bis 9.00 Uhr warten.

Als dann die Sicherheitskraft das Tor aufschloss, also alle rein und die Treppe rauf und sich wieder in Reih und Glied aufgestellt, wobei es wieder Dispute geben muss, wer wann drankommt. Und dann auch noch überall Zettel an den Wänden: Wir streiken!

Na super, auch das noch. Meine Mutter verzog schon wieder das Gesicht, naja aber wenigstens haben die ein paar Schalter geöffnet. Aber dort geht es nicht so wie man es normalerweise gewöhnt ist, mit Nummer ziehen und warten bis man aufgerufen wird, nee, dort muß man sich an der Information anstellen (schon wieder eine Schlange) und die Dame an der Info entscheidet dann, ob und wenn ja, wo man bedient wird.

Tja, unser Pech, daß wir nicht in Alicante selbst wohnen, d.h. wir sind ganz umsonst früh aufgestanden und haben uns ganz umsonst in mindestens 3 Warteschlangen eingereiht. Die nette Dame an der Info teilte uns nämlich mit, wir müßten diesen Antrag bei unserem zuständigen Rathaus in San Vicente stellen. Naja, da hatten wir halt eine frühmorgendliche Stadtrundfahrt unternommen.

Also wir nach San Vicente in unser Rathaus gegangen und nachgefragt, wo wir uns denn hinwenden sollen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Dame die uns bediente hatte ihre Schlaftablette nicht abends genommen, sondern am Morgen ehe sie zum Dienst kam. Erstmal hat sie nicht gewußt, was wir wollten (als ob es tausende von Hilfen für Pflegende gäbe) und als sie dann kapiert hatte, was wir mit Pflegegeld meinten, sagte sie uns: “Also hier im Rathaus ist das nicht. Diese Abteilung ist in dem Gebäude des Musikkonservatoriums untergebracht. Na klar, ist logisch, Pflegehilfe beantragt man im Musikkonservatorium, warum auch nicht. Spanier und ihre Logik. Aber wenigstens gab es keine Warteschlange.

Also wir zu diesem anderen Gebäude, zur Abteilung “bienestar” und wieder warten, aber diesesmal nicht in einer Warteschlange, da wir die einzigen waren in diesem Moment, die eine Frage hatten. Aber man stelle sich ein etwas größeres Büro vor, auf der linken Seite eine Empfangstheke an der zwei Angestellte saßen und rechts zwei Schreibtische, der eine nicht besetzt und am anderen telefonierte eine Angestellte. Meine Mutter fragte die Dame am Empfang, wo wir das Pflegegeld beantragen könnten und diese zeigte nur mit dem Finger auf die Telefonierende. Wie gesagt, wir waren die einzigen Kunden, aber sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und es hörte sich nicht nach einem dienstlichen Gespräch an. Nach ca. 5 Minuten (das Stimmungsbarometer meiner Mutter war schon ziemlich im Keller), konnten wir unseren Wunsch endlich äußern und man glaubt es nicht, die Dame verwies uns wieder weiter, mit dem Hinweis, daß diese Anträge nicht in diesem Büro bearbeitet würden. So saßen wir dann glücklich um ca. 10.00 Uhr einer netten Dame gegenüber, die auch tatsächlich zuständig war. Beantragen konnten wir zwar noch nichts, aber immerhin wissen wir jetzt endlich, was wir alles an Unterlagen benötigen.

Na schaun wir mal, was passiert, wenn wir alles beisammen haben und dann das Pflegegeld beantragen wollen. 

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